Sonntag, 31. Dezember 2017

31.12.2017 Vollmond und Sterne statt Böller

Das hat schon was am Sonntagmorgen früh aufzustehen, schon vor dem Frühstück durch die frische Luft zu gehen und einen schönen Gottesdienst zu feiern. Die Messe in unserer neuen Kirche von Bamki’Kay wurde heute morgen von Bischof George zelebriert. Es war so voll, dass wir gerade noch einen Platz bekommen haben. Die alte Kirche war für die wachsende Gemeinde zu klein geworden, deswegen haben sie eine neue gebaut und kurz vor Weihnachten erstmals benutzt. Heute ist das Fest der heiligen Familie und er hat das Motto „a Family that prays together stays together“ ausgerufen. Die Musik und der ganze Gottesdienst wurde heute nicht über Lautsprecher sondern rein akustisch gehalten. Ich fand das wirklich viel schöner, auch wenn ich das Pidgin nicht gut verstanden habe.

Die neue Kirche in Bamki'Kay

Bei uns halbiert sich die Zahl der Katholiken halbiert sich alle 11 Jahre, es werden Kirchen geschlossen und für die riesigen Pfarreien bleiben so wenige Priester, dass sie in Managementaufgaben ertrinken und kaum noch von Seelsorge gesprochen werden kann. Hier werden neue Parishes gegründet, mit den knappen Mitteln große zweckmäßige Kirchengebäude hochgerissen und es gibt mehr Priester wie Pfarreien. Für Kirchen kleiner Siedlungen, die hier Mission Stations genannt werden, gibt es regelmäßig Gottesdienste. Das was die Kirchen (nicht nur die katholische) hier anbieten passt und unterstützt wirklich die Lebenswelt der Menschen. Sie kommen über alle Generationen hinweg zu den Messen und so wie ich das wahrgenommen habe auch sehr gerne. Ich hatte früher als Kind so ein Gottesdienstbuch, in dem ein Bild war von jeder Menge Menschen, die am Sonntagmorgen zur Kirche strömen. Hier habe ich das das erste mal in echt gesehen - und zwar um 6:30 Uhr. Sicher arbeiten viele ja danach noch.

Ich bin überfordert zu erklären, warum hier die Vergemeinschaftung so viel besser läuft. Die Gemeinde begreift sich trotz der Größe als Familie, die miteinander betet und zueinander steht, sich gegenseitig unterstützt. Aber die existenziellen Fragen der Menschen sind hier auch wirklich spürbar. Und wir kümmern uns am Sonntag vor allem um unsere Erholung, Freizeit und Geld, also ein bisschen mit Luxusdingen. Wir müssen nicht täglich kämpfen, wir müssen mit uns selbst klar kommen. Der Anteil der Muslime liegt hier übrigens mit 30% deutlich über unserem. Es gibt noch die Baptisten und Reformierten.

In der Nachbarschaft der neuen Kirche

Um 9 Uhr gibt es hier ein ausgedehntes Frühstück mit Reis und Erdnusssoße von gestern. Danach machen wir einen Sonntagsspaziergang zu einer Höhle keine halbe Stunde Fußweg von der Hütte der beiden.

Der Weg zum Wasserfall

Wir laufen durch ein für die Trockenzeit sehr üppig grünes Tal, eher eine Klamm, klettern an Felsen nach unten.

Keine 15 Minuten von der Hütte der beiden

Palmzweige dienen auch als Brücke

Wir stehen schließlich in einer Höhle vor der der Bach einen kleinen Wasserfall bildet.

Eine Wellnessdusche

Wie im Paradies

Und der Bach fließt dann durch den vorderen Teil der Höhle wieder nach draußen. So was schönes. Wir machen ein paar Fotos.




Die Mädels waren jetzt zum dritten Mal hier und nicht zum letzten Mal. Ihre Mitfreiwilligen kennen die Höhle noch nicht und sie nehmen sich vor sie ihnen bald zu zeigen.

Auf dem Rückweg laufen wir durch die Schule von SAC. Da ja Sonntag ist sind alle Räume verlassen und wir können ein bisschen durch die Fenster schauen und den Schulalltag erahnen. Das Niveau der Tafelanschriften ist überraschend hoch.

Klassenzimmer der Oberstufe

Drehmoment auf Oberstufen-Niveau

Und die Grundschule hatte gerade einen Test in Geographie und Landeskunde - auch hier lohnt sich das lesen. Mich überrascht wie sehr die Kinder in Kamerun auf Europa schauen.

Tafel in der Grundschule

Silvester wird hier nicht wirklich gefeiert. Die Menschen haben kein Geld für sowas. Die Kinder schlafen einfach, die Erwachsenen sind deswegen zuhause und morgens um halb sieben ist ja wieder Gottesdienst. Wir machen ab drei ein ausgedehntes Mittagsschläfchen und kochen uns ab sieben Uhr einen leckeren Nudelauflauf - auf zwei mal, weil die Auflaufform (Backform) nur zwei Portionen fasst. Danach Plätzchen, Eli spielt Weihnachtslieder und wir trinken Kakao.

Vollmond zu Sylvester

Nudelauflauf ohne Käse

Wir gehen mit einem Vollmond im Zenit ohne Taschenlampe um viertel vor zwölf nach draußen auf den Bischofshügel zu einem schönen Platz mit Aussicht über die ganze Stadt. Tatsächlich! An zwei Stellen sind Knaller zu hören, hinter Squares sogar ein paar Raketen. Ansonsten ist der Stadt das neue Jahr nicht anzuhören. Schüsse klingen anders sagt Eli. Wir umarmen uns um Mitternacht und sprechen über die Dinge, die uns im neuen Jahr erwarten.

Frohes neues Jahr

Ruhiges Sylvester über Kumbo

2018 also. Viel Neues wird es für mich bringen. Vor allem eine neue berufliche Herausforderung mit neuen Menschen an einem neuen Ort. Wenn ich hier in dieser lauen Sommernacht stehe, kann ich doch richtig Silvester spüren, so wie das auch mit Weihnachten war. Aber der so ganz andere Alltag zu Hause ist mir noch sehr fern. Ich bin fast gespannt darauf wie sich das anfühlt als Warmduscher wieder online zu sein, und wie Kamerun bei mir bleiben wird.