Mittwoch, 3. Januar 2018

03.01.2018 Reisen ist eine beschwerliche Angelegenheit

Um fünf Uhr holt uns Father Francline mit gepackten Koffern ab und wir sind gegen halb sechs auf der Straße nach Barmenda. Father Francline ist ein guter Fahrer, vielleicht liegt es auch daran dass wir ein Rosenkranzgebet aus dem Radio verfolgen.

Im Namen des Herrn

Später hören wir noch ein paar Predigten eines Protestanten aus Nigeria, der über die „Universty of tears“ spricht. In den Bergen vor Bamenda ist dann ein Tieflader samt Bagger umgestürzt und blockiert die gesamte Fahrbahn. Ich sehe unseren Bus schon abfahren, aber die Leute haben den Graben der Böschung rechts der Unfallstelle mit Wackersteinen aufgefüllt und unser Auto holpert mit Vierradantrieb und Gottes Hilfe auf der anderen Seite wieder auf die Fahrbahn.

Straßensperrung? Kein Problem...

In Barmenda angekommen fahren wir zuerst zum Bus und versuchen Karten für den Bus zu kaufen. Nach dem zweiten Anlauf trifft Father Francline dann einen Bekannten, der uns die Karten besorgt. Die Fahrt mit dem VIP Bus ins über 600 km entferne Yaoundé kostet 5600 Francs. Wir fahren dann um 9 Uhr noch zur Familie von Father Francline, wo ein herrliches Frühstück in einem großen Anwesen auf uns wartet. Leider haben wir nur eine viertel Stunde Zeit, denn wir müssen pünktlich um 10 Uhr am Bus sein. Nach diversen Verwicklungen und dem Auffüllen der verbliebenen Sitzplätze mit anderen wartenden Fahrgästen geht es schließlich um 11:20 Uhr tatsächlich los.

VIP Bus

Was also ist ein VIP Bus... ein Reisebus mit Schiebefenstern und fünf Kunstleder-Plätzen pro Reihe, so dass 70 Leute reinpassen. Man sitzt so eng, dass man immer mit den Nachbarn auf Tuchfühlung (Schweißaustauch) ist. Nach vorne gehen gerade so meine Knie hin, die Reihen stehen wirklich noch enger wie bei Ryanair. Der Fahrer fährt die ganze Zeit (über acht Stunden) durch und hält auch mal an wenn eineR der Fahrgäste mal muss. Unterwegs steigen „Heizdeckenvertreter“ ein und versuchen leidenschaftlich ihre Crems, Pillen, Zahnbürsten usw. an die Fahrgäste zu verkaufen. Erschreckender Weise mit Erfolg, obwohl die Geschichten und Behauptungen über Heilungen und Zweckmäßigkeit zum Haare raufen sind und wir das Gefühl haben, die Leute hier lassen sich krass für dumm verkaufen. Aber wir wurden ja nicht mit einbezogen, daher haben wir uns einfach nur unseren Teil gedacht.

Der Bus ist eine Schlagloch Suchmaschine, die Stoßdämpfer und Achsen krachen in den Kurven verdächtig. Wir hatten heute vier Passkontrollen. Das läuft so dass dann alle Passagiere mit ihrem Pass aussteigen, der leere Bus fährt auf die andere Seite der Kontrollstelle und dort steigen alle wieder ein. Beim Übertritt in den frankophonen Landesteil verlangt der Grenzschützer neben meinem Reisepass auch mein Impfbuch. Er behält meinen Pass ein, ich renne dem Bus hinterher, hole meinen Impfpass und er ist schließlich zufrieden.

Alltag am Wegesrand

Leider haben wir diesmal nicht in Makenene angehalten und haben daher von immerhin sehr leckeren Bananen, Gurken und Wasser gelebt. Schließlich in Yaoundé angekommen brauchen wir noch eine gute Stunde für den Riesenstau, bis unser Bus schließlich steht und wir dann auch glücklicherweise irgendwann alle Koffer haben. Ich habe eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet dass wir die bei den zig Säcken, Matratzen, Eimern und anderem Gerümpel noch aus dem Laderaum retten.

Ankunft nachts in Yaoundé

Christina ruft Francline an - nein es ist der Cousin von Father Francline, lebt in Yaoundé und fährt Taxi. Leider ist sein Taxi zugeparkt worden und er kann uns nicht fahren. Aber er hilft uns am Busparkplatz einen französisch sprechenden Fahrer zu gewinnen und wir sind um 21 Uhr im Episcopal Conference Center, wo wir uns ja schon auskennen. Die Mädels haben am Busparkplatz noch essen für uns gekauft (für mich etwas schärfer ;) und wir essen gemeinsam im Zimmer. Die Zimmer sind wirklich luxuriös mit warmer Dusche, die ich gleich mal mit Genuss benutze. Da wir im französischen Teil von Kamerun sind, flitzen im mobilen Wifi der beiden 210 ungelesene WhatsApp Nachrichten auf mein Handy. Die kann ich ja dann im Flugzeug morgen abarbeiten. Eli macht noch ein paar ihrer Zöpfe raus und wir liegen um halb zwölf hundemüde im Bett.

So anstrengend, aufreibend und unbequem habe ich das Reisen noch nie erlebt. Trotzdem sind die Menschen - und vor allem die Kinder - sehr geduldig. Ich fühle mich wie einbalsamiert durch die warme Dusche und freue mich auf eine ruhige Nacht.