Samstag, 30. Dezember 2017

30.12.2017 Ein ruhiger Tag

Als ich zuhause in Deutschland darüber nachgedacht habe was ich hier gerne machen möchte, ist mir sehr bald eingefallen, dass ich mir dringend den Mond und die Sterne hier ansehen muss. Beides ist hier (fast) am Äquator ja ganz anders. Den Mond habe ich in Kumbo gleich in der ersten Nacht begutachtet - tatsächlich: die Sichel liegt!

tatsächlich: die Sichel liegt

Abendstimmung auf SAC

Und der Sternenhimmel ist hier auf 2000 Meter atemberaubend, aber ich bin einfach zu müde. Ich pack’s nicht. Andere Sachen sind einfach wichtiger. Also irgendwie ist das schon komisch. Die existenziellen Sorgen lassen keinen Raum für solche Luxusthemen.

An diesem Morgen bin ich gegen 8 Uhr bei den Mädels und schaue mir einiger meiner Fotos an. Mir wird klar dass auch die Fotos die wesentlichen Dinge nicht erklären. Aber es wird klar dass man sich in dieses Land schon verlieben kann. Selbst in der staubigen Trockenzeit. Unsere morgendliche Besucherin Marie ist heute besonders leise und freundlich zu mir. Und so schlafen die beiden bis 10 Uhr. Nach dem Frühstück bügelt Eli und dann waschen wir unsere roten Kleider bis sie wieder ein paar andere Farben zeigen. Das sollte für mich jetzt bis zu meiner Abreise reichen. Der Wäscheständer ist schon die ganze Zeit total wackelig und da jetzt noch die Leine gerissen kommt das auf die Einkaufsliste. Ich habe mein Taschenmesser in einer Hose von mir wiedergefunden und hobele damit die beiden Türen von Eli so dass sie nicht mehr so krass krachen wenn man sie aufmacht. So nimmt der Tag seinen Lauf, ohne dass es irgendein Treffen oder Termin gibt. Auch ganz schön.

Um 14:30 Uhr fahren wir mit zwei Bikes und drei Rucksäcken auf den Markt nach Mbve um unsere lange Liste abzuarbeiten. Da am Montag wahrscheinlich Ghosttown ist müssen wir ein paar Vorräte anhäufen.

Erdnüsse in allen Arten

Wir waren bei der Schneiderin und die zwei Sachen abzuholen die sie für mich gemacht hat. Der Stoff und das Hemd sieht spitze aus, aber es ist zu klein. Wahrscheinlich hat sie die Maße nicht sauber abgenommen oder nichts für die Nähte zugegeben. Am 2. muss ich also nochmal hin.

Bei der Schneiderin in Mbve

Die Mädels haben heute durch einen Zufall das erste mal in Lamnso eingekauft. Eine Marktfrau hat sie lächelnd auf Lamnso angesprochen und gefragt was sie kaufen möchten. Sie hat das eigentlich nicht ernst gemeint, weil Weiße das eigentlich nicht können. Und die beiden haben sich kurz ausgetauscht und dann auf Lamnso eingekauft. Die Frauen hinter dem Stand fanden es so toll, dass die beiden das einigermaßen können. Das ist für die Menschen hier so eine große Wertschätzung wenn man ihre Heimatsprache verwendet. Ab und zu haben sie sich auf englisch rückversichert. Als wir bezahlt hatten haben die beiden sich abgeklatscht und das fanden die Frauen erst recht toll! Lamnso ist die Sprache des Nso-Volkes, dass sich ausschließlich auf Kumbo und seine umliegenden Dörfer erstreckt und durch den hiesigen Fon vertreten wird. Wirklich geschrieben wird Lamnso eigentlich nicht, aber hier in der Hütte hängt ein Lamnso Alphabet mit Bildchen für die einzelnen Buchstaben. Die Sprache hat ein deutsches Lautspektrum und wenn wir einen Lamnsotext vorlesen klingt das ziemlich gut. Lamnso hat nicht nur Laute sondern unterscheidet auch deren Betonung am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes.

Die Mädels lieben es nach Stoffen zu suchen

Wo wurden die nochmal bedruckt?

Wieder zuhause geht es ans kochen und wir essen Reis mit einer afrikanischen Erdnusssoße nach einem Rezept von Flora. Verschiedene Sorten von Erdnüssen wachsen hier und sind sehr günstig. Man kann sie sich gleich am Stand mahlen lassen und wir haben bisher jedesmal Erdnüsse gekauft. Christina hat eine Sorte mit Öl und Salz angeröstet - köstlich. Die Soße selbst hat mir nicht so gut geschmeckt, ich hätte mir noch nachwürzen können.

Abends macht Eli dann noch Kartoffelchips in der Pfanne und ich habe ganz frische Avocados zu einer Guacamole gemacht. Wie gesagt: zum Abnahmen kommt man hier irgendwie nicht.

Der Tag so ganz ohne Kontur hat mir gut getan. Ich habe durch die trockene Luft und den Staub oft Nasenbluten aber ansonsten bin ich sehr entspannt was Ameisenbisse, Wespen und Moskitos angeht. Heute habe ich das erste mal über die nächste Woche nachgedacht und dass es schon wieder zu Ende geht mit meinem afrikanischen Familienbesuch. Aber es gibt noch viele Stunden und Momente zu erleben und zu genießen. Heute hat Eli mir auf dem Markt gesagt: Merk dir den Geruch die Geräusche und die Atmosphäre für Zeiten, in denen es dir nicht gut geht. Ich glaube sie hat recht. Ich bemühe mich. Morgen früh um halb sieben ist die Messe in Bamki-Kay.