Mittwoch, 27. Dezember 2017

27.12.2017 Heimatgefühle

In dieser Nacht hatte ich wieder beängstigende Träume mit mittelalterlichen Szenen von Krankheiten, Not und Verderben wie in David Kehlmanns Buch„Vermessung der Welt“, in dem Gauß an seinen körperlichen Gebrechen (Zahnschmerzen, Infektionen oder Entzündung) leidet in der festen Überzeugung, dass es in einigen 100 Jahren kein Problem mehr sein wird, das zu verhindern oder zu heilen. Wie recht er hatte. Und doch offensichtlich bis heute nicht für alle. Dieses Buch ist wirklich eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Der Film dazu kann ihm nicht annähernd das Wasser reichen, aber wer das Buch nicht lesen möchte: er ist besser als nichts.

Wenn ich aber nach dem Aufstehen durch diesen klaren und duftigen Sommermorgen laufe, diese exotischen Vögel singen und die Sonne hinter den riesigen Bäumen des Nachbarhügels aufgeht, dann ist das alles wie weggeblasen. Ein bisschen ist diese betörend schöne Natur hier wie eine Droge, die einen alles vergessen lässt und man kann sich fast nicht mehr daran erinnern, das da irgendwas war.

Betörender Sonnenaufgang am Nachbarhügel

Ich schreibe bei den Mädels ein paar Gedanken auf und hoffe, dass wir die Probleme mit dem Internet irgendwie in den Griff bekommen um einen Blog einzurichten. Eli und ich frühstücken einen heißen Kakao und Bananen und machen uns auf den Weg zum Social Wellfare Office zu Madam Eucharia um die von ihr gewünschten Dinge abzugeben, die ich für sie mitgebracht habe. Dabei kommen wir ins Gespräch über Computerprobleme und auch sie hat ein Laptop, was eine defekte Tastatur hat. Ich schließe ein nochmals USB Computerkeyboard an und es funktioniert. Eucharia ist total begeistert, weil sie das Laptop schon für Wochen in Reparatur hatte und es nicht gelungen war es zu reparieren. Darauf hin verabreden wir uns für den 29. 7:30 um weitere Probleme anzuschauen, bevor wir zu Bischof George gehen. Für ganz normale Fragen und Problemen im Bereich PC gibt es hier niemanden, den sie ansprechen können. Schau mer mal wie das weitergeht, mir macht es Spaß hier ein bisschen auszuhelfen. Ich leihe mir die Tastatur bis dahin aus um Erasmus Laptopproblem damit zu prüfen, was auch gelungen ist.

Ganz normale Fraktale

Danach sind wir gleich zu Christina zurück gegangen, denn die beiden haben sich vorgenommen, für und mit Maries und Buris Wäsche zu waschen, denn sie riechen schon ziemlich und Erasmus kümmert sich darum definitiv nicht. Ich backe derweil einen Kuchen für das geplante Picknick mit den anderen Freiwilligen hier bei uns vor dem Pastoral Center.

Marie wäscht wie eine alte

Das mit der Wäsche artet etwas aus, weil quasi die komplette Garderobe der beiden durch die Eimer geht und auch der Wäscheständer der Nachbarn schließlich voll hängt. Weil Eli und ich noch nichts richtiges gefrühstückt haben koche ich noch Reis mit Tomatenomletts, die auf dem Tisch stehen, als Ben mit seinen Eltern Bettina und Terry, Till mit seiner Schwester Stella, Therese und Paul sowie zwei weitere Mädels mit Namen Petra und Letitia aus Kumbo bei uns in der Bude sitzen.

Liebe Gäste fürs Picknick

Wir gehen dann auf die Wiese vor dem Pastoral Center, spielen Frisbee und Gitarre, essen Kuchen, Guacamole, Melonen und wehren uns gegen Ameisen und Scharen von Grashüpfern. Das war wirklich sehr entspannend.

Lecker Guacamole mit Brot

Therese lernt Gitarre

Gegen halb fünf hatte sich die Gruppe aufgelöst und wir laufen mit Therese nach Squares zu Edwin in die Pizzeria. Dort treffen wir uns mit weiteren Freiwilligen mit Namen Chantal, Eileen, Luise mit Freund André (der heute Geburtstag hat). Wir bestellen unsere Sachen an der Theke und warten wie normal etwa zwei Stunden auf die Pizza. Sie sind aber sehr lecker und die Zeit mit spannenden Geschichten und Erzählungen zu füllen ist kein Problem. Es werden überaus sinnvolle Tipps und Erfahrungen miteinander geteilt, die auch für die beiden sehr relevant sind, wenn es zum Beispiel um die Verlängerung der Visa geht.

Pizza bei Edwin

Hier gibt es mehr wie Pizza

Erst um 9 Uhr fahren wir mit einem Bike durch die Dunkelheit von Junction nach SAC für einen Nachtpreis von 1500 Francs und ziehen uns in unsere Hütte zurück.

Squares und Kathedrale bei Nacht

Dieser Tag ist geprägt vom Austausch mit anderen Deutschen, die teilweise ganz andere Dienste tun aber die doch hier in Kumbo eine Familie bilden, einen Link, Bezugspunkt und Anker in die eigene Kultur bieten. Es war wirklich nett heute.