Dienstag, 19. Dezember 2017

19.12.2017 Foumban

Um halb acht treffen wir uns unten und alle sind da. Es geht ins Museum. Father Francline war nicht nur vom Hotel sondern auch von dieser Ausstellung von Artefakten des hiesigen Fons so begeistert, dass er uns diesen Besuch dringend empfohlen hat. Wir gehen durch das Tor an der Straße, noch ein Tor, dann ein Haus mit ganz deutlich deutscher Architektur aus der Kaiserzeit.

Es war nicht das letzte Mal das uns Deutsch begegnet ist

Oben im Museum zahlen wir unseren Eintritt und uns begleitet eine englischsprachige Führung. Es gibt wirklich extrem viele und interessante Informationen und Ausstellungsstücke von verschiedenen Königen seit 14hundertebbes.

Die Dynastie der Könige (und Königinnen) von Foumban

Was ich noch erinnere ist, dass es im Laufe der Zeit nicht nur männliche Könige gab, sondern auch zwei weibliche. Eine Frau hat nur 30 Minuten das Land geführt und dann, nach der Rückgewinnung der Macht, nach einem Militärputsch an ihren Sohn abgegeben. Der Fon, der dieses Haus und auch die Ausstellung gebaut hat, hatte 671 Königinnen und hat ein Buch über die Kunst der Liebe geschrieben. Die Mutter dieses Königs war die eigentliche Herrscherin, denn er selbst hatte so viele Ideen und Engagements, dass er kaum zum Regieren gekommen ist.

Symbole des Königreiches: Eine zweiköpfige Schlage, weil der König einmal in einem Konflikt sein Heer geteilt und dadurch an zwei Fronten einen Sieg errungen hat. Spinne als Symbol der Weisheit. Der Gong für das Vaterland, die Heimat

Das Königtum Nso von Kumbo ist von einer abtrünnigen Schwester des ersten Fons von Foumban gegründet worden. Das macht schon irgendwie deutlich wie in Kamerun der Hase läuft: Die Frauen sind sehr starke Persönlichkeiten mit viel Einfluss, haben aber offiziell nichts zu sagen. Kamerun ist eine Machokultur, aber auch eine, die sehr an Geisterglaube und Hexerei festhängt. Das alles hat aber nicht so viel mit den Religionen zu tun. Die Fons heute gehören wohl allen Religionen an denen ihre Untertanen angehören. Der König mit den 671 Frauen konvertierte vom Islam zum Christentum, weil er gerne rauchen wollte. Das ging aber wieder mit der Vielweiberei nicht gut und dann hat einfach seine eigene Religion gegründet - und alle mussten mitmachen. Heute hat diese Religion hier aber keine Bedeutung mehr.


Zur Führung gehört noch der Besuch der großen Trommel in einem extra Haus 100 Meter entfernt direkt neben einem Baum, der bereits zur Gründung des Königreiches der Gerichtsplatz war. Die Trommel ist etwa 5m lang und wird von vier Menschen über große Knüppel gespielt. Sie dient der Kommunikation und ist 60 km weit zu hören. Die verwendeten Rhythmen sind wie Codes, die z.B. eine Versammlung oder Mobilmachung Ankündigen oder den Tod einer wichtigen Person bekannt machen. Heute steht die Trommel am großen Festplatz vor der Moschee der heute Marktplatz ist.


Danach besuchen wir mit unserem Führer den Markt und dort diverse Kunsthandlungen. Dort werden verschiedene Masken, Kunstwerke, Figuren, Amulette oder rituelle Gegenstände zum Verkauf angeboten. Das Foumban das absolute Zentrum für die Herstellung dieser Dinge ist, erfuhren wir dann bei einer Führung durch ein der Kunstwerkstätten von Foumban. Dort arbeiten 150 Menschen, durchaus auch für Auftraggeber in Nigeria oder anderen Ländern. Ich habe ein Emblem gekauft mit den Symbolen des Königreiches: Eine zweiköpfige Schlage, weil der König einmal in einem Konflikt sein Heer geteilt und dadurch an zwei Fronten einen Sieg errungen hat. Spinne als Symbol der Weisheit. Der Gong für das Vaterland, die Heimat (Foto siehe oben am Tor des Palastes).


Ich habe ja schon vorher gehört dass überall Müll rumliegt. Ja das stimmt tatsächlich, und an vielen Stellen - vor allem an den Rändern der Siedlungen - brennen Haufen von Kunststoff und anderen Dingen.


Aber der rote Staub, der die Konsistenz von Puder oder Mehl hat, färbt die kleinen Müllteilchen in Erdfarbe, so dass es gar nicht so krass auffällt.


Das Museum wird gerade neu gebaut in Form einer Schlage (die den Eingang und Ausgang sind) und einer Spinne, so groß dass es weit über die ganze Stadt zu sehen ist.


Father Francline hat recht: das ist echt einen Besuch wert. Wir gehen noch einkaufen auf dem Markt, da zu Hause in Kumbo Ghosttown ist.


Wir sehen eine katholische Schule, die eine Kirche und eine open air Kapelle hat. Wir setzen und einen Moment und genießen die schöne Atmosphäre unter dem großen Baum und betrachten das Ensemble aus Figuren, Bänken und Autoreifen.


Wir essen noch ein paar gegrillte Maiskolben. Als ich die Frau frage, ob ich ein Foto von ihr machen darf, lächelt sie und sagt: lieber nur die Maiskolben.


Ziemlich fertig vom Vormittag und dem Input ohne Frühstück machen wir im Hotel erst einmal eine Pause und starten den späten Nachmittag mit einem Snack auf der Hotelveranda. Wir gehen noch einmal in einen anderen Stadtteil und besorgen uns dann ich einer Straßenküche drei gegrillte Fische und (scharfe!) Omletts gefüllt mit Platains, also frittierten Kochbananen.


Wir beschließen den Tag mit Quixx-Spielen auf der Veranda und bereiten uns morgen auf die stundenlange Heimfahrt vor. „Juhu, es geht nach Hause“.