Donnerstag, 28. Dezember 2017

28.12.2017 Natur pur

Heute morgen gab es kein Wasser um mich zu waschen. Dafür gab es am Abend keinen Strom, aber Internet, so dass wir tatsächlich mal wieder mit Wicker telefonieren konnten.

Die Wespen sehen hier etwas anders aus

Ich war um 7:15 Uhr in der Hütte der beiden, wir haben ein paar Kleinigkeiten zum Frühstück zu uns genommen - die Pizza von gestern war bei mir noch am arbeiten. Eli bringt noch die gewaschene Wäsche zu den Nachbarn und dann geht es mit einen Bike nach Shisong zu Greencare.

Der Dienstort von Ben und Till und unser Gastgeber für diesen Tag

Gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus Deutschland und deren Familien machen wir heute eine Tageswanderung. Die Mädels haben das schon einmal am Ende der Regenzeit gemacht und waren so begeistert, dass wir das noch einmal mit dem Besuch der anderen machen. Die anderen sind Ben und seine Eltern Bettina und Terry Martin, Till mit seiner Schwester Stella, Eileen sowie Danger und Gil von Greencare.

Einweisung im Greencare Office

Greencare ist eine gemeinnützige Organisation, die im wesentlichen der Landentwicklung dient, Bäume pflanzt und Menschen dabei unterstützt, ihre Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Till und Ben arbeiten als Freiwillige dort und daher gibt es für die sehr kompetente Führung durch Danger keinen vereinbarten Preis.

Die von Greencare betriebene Schule


Wir wandern von 9 Uhr ab etwa zweieinhalb Stunden, unterbrochen von Erklärungen und Demonstrationen, die mindestens genauso viel Zeit und Raum einnehmen. Danger erklärt uns zum Beispiel viele Heilpflanzen für viele Anlässe: gegen Durst oder Hunger, wenn man einen vorgewölbten Nabel hat oder offene Füße, gegen Mückenstiche (wenn kein Ohrenschmalz da ist!).

Die Reihen verhindern Erosion in der Regenzeit

Die Stechpalmen sind eine natürliche Feuerbarriere

Danger bereitet ein Nabel-Medikament

Kamerunische Schafe

Aromatest

Wir kosten Guaven, Zitronen, Orangen, süßen Palmwein von Dangers Onkel, sehen wie Yam und Kaffee angebaut wird und bei zwei kleinen Farms schauen wir zu wie der Kaffee verarbeitet wird.

Eine Arabica Pflanze
Frisch geerntete Kaffeekirschen

Die Maschine ist noch aus deutscher Zeit

In Kamerun wird kein Kaffee geröstet und getrunken. Wenn überhaupt dann Instantkaffee, welcher aber auch andere Stoffe und Zucker enthält, der dann den Leuten gesundheitliche Probleme machen und die Ärzte dann vom Verzehr abraten ;). Die Kaffeebauern verkaufen die getrockneten Bohnen dann auf dem Markt in Kumbo.

Trocknende Kaffeebohnen

Wieder ist es erstaunlich wie sehr sich die Bauern freuen uns zu sehen, uns herein bitten und ihre Früchte zum kosten anbieten. Ein Hof ganz nahe an unserem Ziel hat ziemlich viele Schweine und sie sind gut bekannt mit Danger. Wir trinken das Wasser aus dem Hahn dort, und Eli ist sich nicht sicher ob das ein Fehler ist. Aber wir beide haben nur 1,5 Liter dabei und wir sind schon fast leer und haben noch den Rückweg vor uns. Wir bleiben etwa eine halbe Stunde bei ihnen und erzählen - u.a. einer Sister von Saint Francis, die einen Aussiedlerhof vor Shisong betreiben und Milch produzieren (!). Die Sister bittet uns auf jeden Fall bei ihren Eltern reinzuschauen wenn wir weiter gehen.

Ein Weihnachtsstern grüßt am Wegesrand

Eine Guave frisch vom Baum

Die Blätter der Yam-Pflanze als Regenschutz

Der Aussiedlerhof mit viel Schwein

Keine 10 Minuten weiter stehen wir im Hof eines sympathischen alten Ehepaars,. Der Mann steht als Compound Head seinem Clan bzw. seiner großen Familie vor und ist außerdem für die umliegenden Ländereien verantwortlich. Sie reichen uns frische Organen und ein Buch, in das wir uns als Gäste Einschreiben sollen. Sie bedanken sich mehrfach dafür, dass wir ihre Gäste waren und ihre Orangen angenommen haben.

Orangen sind hier gelb

Aber sehr aromatisch

Wir kommen gegen 13 Uhr am Wasserfall an, den zu beschreiben meine Ausdrucksfähigkeit leider überschreitet. Wer wie ich früher gerne Tim und Struppi gelesen oder Indiana Jones Filme geschaut hat, der kann diese traumhaft schöne Atmosphäre eines 20 Meter hohen Wasserfalls in einem Regenwald erahnen. Hinter dem Wasserfall ist eine große Höhle, die auch sehr großen Fledermäusen (oder Flughunden?) ein Zuhause ist. Schaut euch einfach mal die Fotos an, die ich gemacht habe.





Nach einer knappen Stunde kommen wir dann in ein kleines Dorf in dem gerade ein Dorffest im Gange ist. Dort gibt es eine Taxistation und wir fahren mit einem Geländepickup ca. 15 Minuten auf einen Berg und werden von einer absolut überwältigenden Aussicht auf Täler, Felsen und Berge überrascht. Die Formen erinnerten mit an Rotchina. Eli sagt es sieht hier aus wie im Auenland und das trifft es sehr gut.



Hier oben ist Grasland und Pferde grasen freilaufend auf den Hängen. Palmen, Eukalyptus und riesige Stechpalmen von 4 Meter Höhe wachsen hier. Hier könnte ich den ganzen Tag einfach nur sitzen und gucken. Aber wir müssen uns auf den Heimweg machen.





Die Rucksäcke kommen auf die Rückbank und wir stellen uns alle auf die Ladefläche des klapprigen hochgebockten Pickups, der sich über die total zerfurchten Sandpisten arbeitet. Wir haben einen riesigen Spaß und die Leute am Straßenrand lachen, schütteln den Kopf und winken uns. Wir erwachsenen geben Danger für Greencare und seine hochinteressante Einführung heute 10000 Francs und nach einigen Missverständnissen und Verhandlungen fahren wir über Shisong nach Squares, wo Bens Familie Pizza essen geht und wir noch die Rucksäcke auf dem Markt mit Lebensmitteln voll machen und dann in unserer Lieblingsstraßenküche etwas zu Abend essen.


Wir treffen zufällig dort Ludowig, ein Freund von Berry und den beiden, und Flora und Didimos und sprechen über eine Anfrage des Kirchenvorstand von Melim an uns. Nachdem wir dort im Gottesdienst waren und dann auf der Feier der beiden mit Leuten gesprochen haben wollten sie gerne mal bei uns in SAC vorbeischauen. Die Mädels hat das einigermaßen überrascht und ein unangenehmes Gefühl hinterlassen. Irgendwie scheint es als wollten sie über uns einen Kontakt zu einer Limburger Pfarrei o.ä. aufnehmen oder ein Fundraising für ihre Kirche starten. Das ist aber nicht die Idee des Freiwilligendienstes und Flora versteht das auch. Ich nehme die Idee mit nach Hause vielleicht einen Kontakt eines Chores o.ä. zu deren Chor und Musikgruppe aufzubauen oder zu unterstützen.

Die Eltern von Ben sind total nett und der Kontakt zu ihnen hat Spaß gemacht. Bettina ist in Berlin Leiterin der Landesvertretung von McPom für Manuela Schwesig und Terry ist ein Journalist für eine amerikanischen Sender oder so. Sie werden dasselbe Flugzeug nach Hause nehmen wie ich, daher werden wir uns wenigstens dann Wiedersehen.

Ein Tag voller Ehrfurcht vor der Natur Kameruns und dem tradierten Wissen der Menschen hier geht zu Ende. Die Wiege der Menschheit. Hier geht man nicht gerade zimperlich mit der Natur um, aber mit Organisationen wie Greencare gibt es Leute, die idealistisch und pädagogisch in die Bevölkerung einwirken. Ich freue mich auf die Dusche und meinen Schlafsack, um dem Kopfkino mit den Bildern heute noch eine Chance zu geben.